Route 12 - Rund um das Schönautal, 24,0 km

Streckeninfos:

Nette Nachmittagstour meist auf asphaltierten Radwegen und ruhigen Streckenabschnitten. Zwischen der Kreisgrenze bei Sprenge und Schönberg, sowie zwischen Schiphorst und Franzdorf jedoch auf schnell befahrenen, unübersichtlichen Landstraßen. Vorsichtig fahren, besonders mit Kindern. Zwischen Franzdorf und Schönberg und besonders im Schönberger Zuschlag (Wald) auf matschigen wassergebundenen Wegen – deswegen eher ungeeignet für Rennräder.

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Heute soll es einmal rund um den Ort Schönberg gehen.
Das Dorf gehörte im Mittelalter der Familie von Scharpenberg – einer Adelssippe im Südosten des Herzogtum Lauenburgs, die sich wiederholt mit den großen Hansestädten Hamburg und Lübeck anlegte. Schönberg lag damals an einer der wichtigsten Handelsrouten zwischen den beiden hansischen Schwestern. Ihr Verlauf ist mit der heutigen Landesstraße 92 weitgehend identisch. Der Landadel sah es im 14. Jahrhundert als sein Recht an, Wegezölle für das Überqueren seines Territoriums zu verlangen. Da kamen die reichen Händler, die mit ihren schweren Ochsenkarren auf den holperigen Pisten über das Gebiet der Ritter zu Scharpenberg daherzogen, gerade recht. Wer von den fahrenden Kaufleuten seinen Wegezoll nicht freiwillig hergab, dem wurde er mit dem Schwert und unter Bezahlung eines hohen Bußgeldes abgeknöpft. Die Hanseleute verstanden dieses Verhalten allerdings als Plünderung und »Raubritterei«. Sie waren empört und nach jahrzehntelangem Streit bliesen sie 1349 endlich mit einem großen Heer zur Attacke. Einige kleine Dörfer und bewehrte Hofanlagen, sogenannte »Motten« zwischen Trittau und Sandesneben wurden geschleift und die Herren Scharpenberg nach Mecklenburg vertrieben.
Eine dieser »Burgen« ist als Ruine noch heute in Linau erhalten . Ein weiterer Burgplatz ist mit geübtem Auge noch in den Wiesen zwischen Diekkaten und Schüttenmoor zu erkennen. Die erste große Pestwelle, die im Folgejahr –1350 – Europa überrollte, ließ diesen Landstrich endgültig im Chaos versinken. Lange Jahre konnte man diese unruhige Gegend nur noch in Begleitung bezahlter Söldner passieren.
Im 17. Jahrhundert war diese Strecke immer noch eine der beiden Hauptrouten zwischen Hamburg und Lübeck jedoch nach wie vor verrufen. Nun war es allerdings die Qualität der Straße, die zu wünschen übrig ließ. Inzwischen wurde sie zwar regelmäßig von Postkutschen befahren, die damals auch den Reiseverkehr für Personen übernahmen. Ein Zeitgenosse berichtete jedoch von einem »rippenzermalmenden Erlebnis.« An der Grenze zum holsteinischen Stormarn – dem Zoll bei Dwerkaten – soll sogar zeitweilig ein Gendarm zugestiegen sein, nicht etwa um Räuber, die es dort gar nicht mehr gab, abzuwehren, sondern um zu verhindern, daß die Reisenden aus Verzweiflung über den furchtbaren Weg Selbstmord begehen.
Um 1770 dauerte die Reise mit der Postkutschen zwischen Hamburg und Lübeck übrigens auf dieser Strecke im Sommer von morgens 6 Uhr bis abends 7 Uhr, im Winter musste eine Übernachtung in Schönberg eingeplant werden.
Historisch hat das weite Schönautal mit dem Schönberger Moor in seiner Mitte eine große Bedeutung gehabt. Die Schönau bildete im 9. Jahrhundert – damals noch »Lovenze« genannt– einen Abschnitt der Grenze zwischen den beiden großen Reichen der Slawen im Osten und der Sachsen im Westen. Karl der Große handelte diese »Limes saxoniae« genannte Grenze mit dem Schwert aus. Sie hatte zwar über mehrere Jahrhunderte Bestand, wurde jedoch bis zur endgültigen Niederlage der Slawen in der Mitte des 12. Jahrhunderts immer wieder stark umkämpft.
Der Ost–West–Konflikt lebte noch ein weiteres Mal, diesmal im 20. Jahrhundert, auf. Die militärisch gesicherte Grenze war nun leicht verschoben, aber nicht aufgehoben. Als Zeugen des Kalten Krieges und des Zeitalters des Eisernen Vorhanges befinden sich noch heute Bunkeranlagen in den Tiefen des Schönberger Zuschlages. Sie bildeten die angenommene erste Frontlinie an der im Falle eines sowjetischen Erstschlages die »freie Welt« verteidigt werden sollte. Ein Gefahrenszenario, das die nach der Wende Geborenen zum Glück nicht mehr kennen.
Viele Tote liegen trotzdem in diesem Wald. Während der Bronzezeit vor ungefähr drei- bis viertausend Jahren war hier über einen langen Zeitraum ein großer Friedhof. Über 40 Hügelgräber aus dieser Epoche sind heute noch gut als kuppige Landschaft im Wald zu erkennen, von denen jeder Hügel eine größere Anzahl von Grabstätten beherbergt. Viele weitere der als Riesenbetten oder auch Hünengräber bezeichneten Bestattungsorte dürften im Laufe der Zeit geplündert und ihrer Steine beraubt worden sein.
Heute strahlt das Land eine friedliche Athmosphäre aus. Das weiß auch Familie Storch zu schätzen, die in den Feuchtwiesen des Schönberger Moores reichlich Frösche und Mäuse findet, mit denen die Jungvögel auf dem Schornsteinstumpf der alten Meierei gefüttert werden.
Etwas abseits davon liegt der bei den Einwohnern beliebte Veranstaltungsplatz, der »Kornboden«. Hier finden nicht nur die Dorfversammlungen statt, sondern auch ein breites Repertoire an Theateraufführungen, Konzerten und niederdeutschen Lesungen bereichern das Leben auf dem Lande.
Weltweit bekannt ist Schönberg durch das Sägewerk Hardkop am Ortsausgang nach Dwerkaten. Die Sägerei beliefert viele Kunden bis in Übersee mit wertvollen Edelhölzern, z.B. für die Herstellung von Klavieren und Flügeln.
Auf Stormarner Gebiet fährt man übrigens auf der Trasse der ehemaligen Bahnlinie Bad Oldesloe – Trittau – Schwarzenbek. Diese Strecke wurde 1887 von der preußischen Regierung zur Umfahrung der Freien und Hansestadt Hamburg erbaut. In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts verkehrten werktags noch sieben sogenannte »Uerdinger Schienenbusse«. Dann folgte ein rapider Rückgang der Passagierzahlen, so dass 1976 der Personenverkehr eingestellt werden musste. Da auch der Güterverkehr immer spärlicher wurde, kam es 1981 zum vollständigen Abbau der Schienenstrecke. Der Kreis Stormarn kaufte große Teile der Trassse und baute sie seit der Jahrtausendwende Stück für Stück zum Radweg um.

Routenbeschreibung

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