Route 13 - Rund um den Sandesnebener Kirchturm, 20,8 km
Streckeninfos:
Familienfreundliche, vielseitige Tour auf durchweg asphaltierten, ruhigen Nebenstraßen und straßenbegleitenden Radwegen. Ein Streckenabschnitt zwischen Labenz und Steinhorst führt auf der stark befahrenen Landstraße, solange noch kein Radweg fertiggestellt ist. Eine heftige Steigung zwischen Sandesneben und Labenz und 100 Meter wassergebundener Weg östlich von Sirksfelde sind schwieriger zu meistern.
Die mächtige »Marienkirche« thront seit 1314 über dem alten Dorfkern von Sandesneben. Von oben – vom früheren Friedhof herab – sieht man noch die Form des ehemaligen Rundlings, ein Hinweis auf den slawische Ursprung der Siedlung. Ein Besuch der »Offenen Kirche« lohnt sich. Von Ostern bis Oktober ist sie Samstags und Sonntags von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.
Das alte Dorf wurde früher mehrfach von Bränden heimgesucht, so dass heute nur noch drei alte Reetdachhäuser hier stehen. Zwei davon gegenüber der Kirche: das Vordere ist das Pastorenwitwenhaus von 1702 und weiter im Hintergrund das alte Pastorat von 1692. Fünfzig Meter entfernt liegt der »Lauenburger Hof« an der Hauptstraße. Seit 1905 wird in dem ehemaligen »Konzert- und Ballhaus« Bier gezapft und im großen Saal gefeiert. 1990 wurde es von der Gemeinde übernommen, modernisiert und neben der Gastronomie mit einer Schießanlage, Kegelbahn und Gästezimmern ausgestattet.
Fremdenzimmer gab es hier schon immer, da der Ort an einer alten Frachtstraße zwischen Hamburg und Lübeck liegt und sich deshalb schon früh zu einem Marktflecken mit großem Angebot für Durchreisende entwickelte. Heute versorgt der ländliche Zentralort Sandesneben mit einem umfangreichen Infrastrukturangebot auch die umliegenden Gemeinden.
Ob gegenüber dem »Lauenburger Hof«, im Ortszentrum bei Edeka oder den Ortsausgängen bei Lidl oder Aldi, überall findet man ausreichend Parkraum, um die Radtour zu beginnen.
Auf dem Fahrradweg geht es zuerst entlang des alten Frachtweges, der Landstraße 92, zur Bullenhorst. Hier lag ab 1691 eine Wegegeldstelle und Schnapsbrennerei mit angeschlossener Krugwirtschaft. Durch einen lauschigen Redder gelangt man nun nach Schiphorst. Redder nennt man im Niederdeutschen übrigens kleine Wege die beidseitig von Knicks gesäumt werden.
In der Mitte von Schiphorst findet man einen schönen, mit Feldsteinen eingefassten Dorfteich. Gegenüber lädt das Hofcafé »Alter Haferkasten« der Familie Wulf an Wochenenden zu einem Besuch ein. Diese Familie betreibt auch den nebenan gelegenen Reitstall. Fährt man gestärkt weiter, fällt der Blick auf ein altes Bauernhaus, in dem alljährlich das »Avantgarde Musikfestival« und auch sonstige Kulturveranstaltungen stattfinden.
Die Ortschaften Schip- und Steinhorst gehen inzwischen fast ineinander über. Die herrliche Landschaft wird beherrscht von den großen Acker- und Waldflächen des Gutes Steinhorst. Auf dem Gelände der kreiseigenen Domäne, in Steinhorst befindet sich in einem ehemaligen Kuhstall das Museum der »Vergessenen Arbeit«. Neben einer sehenswerten Sammlung alter Arbeitsgeräte aus Haushalt, Landwirtschaft und Handwerk ist auch eine Kutschenabteilung, eine Druckerei, ein Feuerwehrbereich und noch viel mehr selten Gesehenes ausgestellt. Für das Museum sollte man ein bis zwei Stunden einplanen. Leider ist das Museum nur mittwochs von 9 Uhr bis 12 Uhr und jeden 1. Sonnabend im Monat von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.
Auf der anderen Straßenseite fällt eine Lindenallee mit altehrwürdigen Bäumen auf, die durch einen Park im französischen Stil zu einem großen Herrenhaus führt. Es wurde 1722 im herrlichsten Barockstil erbaut. Der Zutritt ist nicht erlaubt, aber man kann das »Glockenhäuschen« am Alleeanfang gut sehen. Es war lange Zeit das Gefängnis des ehemaligen Amtes Steinhorst.
Gleich daneben ist die Sportanlage mit Kinderspielplatz und die Hauptattraktion für alle verschwitzten Radler: das beheizte Freibad. Nach dem Bad geht es weiter nach Labenz einem quirligen Örtchen mit dem wunderschönen Rosenpark »L`âge bleu«, einem belebten Bouleplatz in der Dorfmitte, dem »Antik–Café bric-a-brac« und dem Frühstückshotel »Landgasthof Witten« etwas abseits der der Radroute. Man erreicht den Ort über die Schmiedetwiete mit ihrem Ensemble alter Häuser, darunter auch die ehemalige Schmiede. Kurz darauf grüßt im Tal eine alte Wassermühle, deren Vorläufer schon im 15.
Jahrhundert das Korn aus Nah und Fern mahlten.
Vorbei am Reiterhof Wilke und einer großen Agrargasanlage, die die umliegende Gemeinden mit Wärme und Strom versorgt, geht es nach Lüchow, einem ehemaligen slawischen Rundling das heute ein weltoffenes Bauerndorf ist. Hier kann man sich entscheiden, ob man am Ortsausgang nach Sandesneben abkürzt oder nach Sirksfelde weiterfährt.
Bei der Abkürzung fordert ein gewaltiger Hügel, der Labenz–Sandesnebener–Endmoränenzug, alle Kräfte. Fast auf dem Scheitel passiert man die »Scheidekate«. Sie hat eine bewegte Geschichte: 1772 am Ortsrand von Lüchow erbaut, musste das Fachwerkgebäude 1800 wegen Verstoßes gegen die Bauauflagen (so etwas gab es schon damals) abgebaut und hinter der Gemeindegrenze wieder aufgebaut werden.
Nach dem mühevollen Aufstieg wird man jedoch mit einem wunderschönen Ausblick auf Sandesneben und einer zügigen Talfahrt belohnt.
Wer die ebene Fahrt bevorzugt, quert Sirksfelde und stößt hinter dem Ortsausgang auf unnatürlich wirkende Bodenerhebungen und kleine Teiche – Relikte des inzwischen aufgegebenen Kiesabbaus. Für Botaniker und Insektenforscher sind sie jedoch nach wie vor »Fundgruben«.
Als letzten Ort durchfährt man das langgezogene Straßendorf Wentorf. Hier lockt erst die kleine Dorfbäckerei mit ihrem legendären Bienenstich und dann langsam wieder der Kirchturm nach Sandesneben. Wie auf einem Damm durchfährt man am Ortseingang von Sandesneben ein zweites, inzwischen renaturiertes, Kiesabbaugebiet, das übrigens einen Teil der Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee bildet.