Route 18 - Guts-, Mühlen- und Teichlandschaft um Westerau, 23,5 km
Streckeninfos:
Längere, jedoch familienfreundliche Tour. Überwiegend auf schmalen, manchmal auch kurvigen und durchgängig asphaltierten Wirtschaftswegen und Nebenstraßen. Hervorragend geeignet für Rennräder. Vorsicht bei der zweimaligen Überquerung der viel befahrenen Bundesstraße 208. Größere Steigungen sind nur auf den Strecken von Trenthorst nach Westerau sowie Groß Schenkenberg zu überwinden.
Willkommen auf der Rundtour durch die Gemeinden Westerau, Groß Boden und Schürensöhlen. Hier sprechen noch viele Sagen und Märchen von längst vergangener Zeit und wer den »Hund ohne Kopf« zu sehen vermag oder den »Woden«, der erkennt, wie Liebreiz und Ruhe dieser Landschaft beruhigend auf die Seele wirken.
Die Gemeinde Westerau besteht aus vier Ortsteilen, die jeweils einen unterschiedlichen Charakter haben. Die Tour berührt sie alle. Gastronomische Betriebe oder Geschäfte gibt es in den Dörfern schon lange nicht mehr. Jedoch finden sich überall Plätze, an denen Sie absteigen können und eine Bank oder einen Spielplatz vorfinden, um Ihr Picknick zu genießen.
Starten Sie doch am idyllischen Dorfteich in Westerau, denn hier gibt es am Gemeindehaus komfortable Parkmöglichkeiten. Der Dorfteich wird auch heute noch als Löschteich genutzt. Im Herbst ist Fischernte, ein Höhepunkt des Gemeindelebens.
Das erste Ziel könnte Trenthorst heißen. Die Verbindungsstraße, der »Stückendamm«, verläuft zunächst oberhalb der Westerau, einem Bach, der dem Dorf seinen Namen gegeben hat. Sie durchquert die Klärteiche und fließt später, nun »Reepse« genannt, über einen Stau in den »Trenthorster Mühlenteich« und mündet schließlich in die »Grinau«. Im Talgrund lagen früher mindestens sechs Fischteiche, die sich von Schürensöhlen bis zur ehemaligen mittelalterlichen Mühle am Trenthorster Mühlteich hingezogen haben und heute meist trockengelegt sind.
Der kurvige Stückendamm bildet einen anspruchsvollen Tourenbeginn, denn zwischendurch geht es den Hang schon recht steil hoch. Eine Entschädigung ist der weite Blick auf das Tal und den hochstämmigen Buchenwald, bevor man in den Ortsteil Trenthorst gelangt. Wer einen Abstecher zum romantischen Mühlenteich unternehmen möchte, muss schon vor dem ersten Haus des Dorfes in den Wald abbiegen. Dort findet man ein Plätzchen an einem Ehrenmal, wo zum Erntedank öfter ein Gottesdienst gehalten wird.
Keimzelle der Ansiedlung ist wahrscheinlich eine mittelalterliche Burg gewesen – die »Horst des Trent«. Ein längst vergangener, geschützter Wirtschaftshof aus dem der Gutshof, das heutige Herz dieses Ortsteils, entstanden ist. Der Hof ist eine großzügige u-förmige Anlage mit den dazugehörigen Wirtschaftsgebäuden, dem so genannten »Karree«. Sie wurde im wilhelminischen Stil in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg errichtet und ist bis vor kurzem umfangreich renoviert worden. Im Hintergrund des schönen Parks liegt das repräsentative Herrenhaus. Diese beiden Gebäude werden vom bundeseigenen »Thünen–Institut für ökologischen Landbau« genutzt. Man forscht hier auf den angrenzenden Flächen zur Weiterentwicklung der ökologischen Tierhaltung. Dazu gibt es viele Veranstaltungen, die unter www.trenthorst.de abgerufen werden können.
Das Institut ist übrigens auch der mit Abstand größte Arbeitgeber und Flächenbesitzer in der großen Gemeinde. Als Prinz Charles, der britische Thronfolger, das Institut 2002 besuchte, hat er gegenüber dem Herrenhaus einen Apfelbaum gepflanzt.
Etwas abseits der Route, in dem Wulmenau-Zentrale genannten denkmalgeschützten Ortsteil steht noch einer der wenigen erhaltenen ländlichen Wassertürme mit dem dazugehörigen Maschinenhaus, das heute Wohnzwecken dient.
Zum Institut gehört auch das Gut Wulmenau, wo sich heute die flächenbewirtschaftende Landwirtschaft und die Tierhaltung konzentrieren. Das alte Gutshaus existiert nicht mehr und wurde durch ein Wohnhaus an alter Stelle ersetzt. Auch die großen und kleinen Häuser auf der rechten Straßenseite gehören zum Institut.
Ahrensfelde, der vierte Ortsteil, bietet am Ortseingang einen Spielplatz zum Verweilen an. Im Winkel zwischen Bundes- und Kreisstraße liegt der ehemalige »Schmiedekrug« – heute ein Atelier für Kinder und Erwachsene.
Etwa 200 Meter hinter dem Ortseingang von Schürensöhlen fährt man über einen anscheinend unmotivierten Anstieg. Dies war früher eine Brücke, die die ehemalige Bahnstrecke Bad Oldesloe – Ratzeburg überquerte. Seit einem halben Jahrhundert fährt hier kein Personenzug mehr und heute ist die Trasse im Besitz der Anlieger.
An der nächsten Kreuzung steht eine Hinweistafel für die im 16. Jahrhundert untergegangene »Katharinenkirche«.
(www.steinernhorst.de/to-dem-sconenborne). Jetzt im Dornröschenschlaf liegend, war die Strecke im Mittelalter ein wichtiger Wegeabschnitt der Handelsroute zwischen den Hansestädten Hamburg und Lübeck. Um 1296 gründete man die Kirche von »Schönenborn« (Born = Quelle). Sie war bis zur Reformationszeit ein beliebter Wallfahrtsort. Mit dem aus unbekannten Gründen Wüstfallens des zugehörigen Dorfes »Riekenhagen« um 1500 setzte der Niedergang der Kapelle ein. Als hier im Winter 1813 preußische und mit Franzosen verbündete dänische Truppen die letzte verlustreiche Schlacht des napoleonischen Krieges auf lauenburgischem Boden schlugen, gab es das Gebäude schon lange nicht mehr.
In den Dorfnamen von Schürensöhlen (Schieren Söll = klare Wasserlöcher) und Groß Boden (Boden = Teich) zeigt sich die ehemalige Bedeutung der nur noch wie eine aufgereihte Kette von Perlen als Feuchtgebiete erkennbaren Mühlen- und Fischteiche. An den heutigen Senken vorbei schlängelt sich die Radstrecke bis zum »Bodener Mühlenteich« und der liebevoll sanierten Wassermühle.
Wieder angekommen in Westerau, fällt das erste Gebäude am Fahrradweg auf. Es ist die so genannte »Kochschule«, die früher, wie ganz Westerau, zu Lübeck gehörte. Das lang gestreckte Reetdachhaus ist das letzte erhaltene Relikt des alten Dorfes, das sogar noch mehrere aktive landwirtschaftliche Betriebe aufweist.