Route 19 - Vom Urwald zum Badesee und Bauerndom, 14,8 km

Streckeninfos:

Eine kurze, familienfreundliche Route mit nur geringen Steigungen. Sie führt über befestigte Forst- und Wirtschaftswege, wenig befahrene Nebenstraßen und straßenbegleitende Radwege. Die Strecke zwischen Borstorf und Walksfelde wird schnell befahren und ist unübersichtlich. Vorsicht auch beim Übergang der schnell befahrenen Landstraße 220. Die Strecke ist für Rennräder weniger geeignet, dafür jedoch für Fahrradanhänger.

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Nein, erwarten Sie nicht auf Tarzan zu treffen, hier im Urwald »Hevenbruch« bei Koberg. Jedoch empfängt Sie eine in großen Bereichen sich selbst überlassene Waldlandschaft. Ein Kleinod mit zahlreichen altehrwürdigen Baumriesen, kleinen Wasserläufen und stillen Tümpeln, das seit Jahren aus der forstlichen Nutzung entnommen und zum Naturschutzgebiet umgewidmet worden ist.
Der Wald ist seit Jahrhunderten im Besitz der Stadt Lübeck. Vor fast zwanzig Jahren beschloss der Lübecker Senat seine Stadtwälder in Zukunft nach den Prinzipien einer naturnahen Waldwirtschaft zu bewirtschaften.
Dieses Waldkonzept sieht vor, möglichst wenig in die natürlich ablaufenden Prozesse einzugreifen, um so eine besonders naturnahe Entwicklung zu erreichen.
Vorrangig werden seitdem die ökologischen Bedingungen beachtet. 10% des Stadtwaldes stehen als Naturwald unter Totalschutz und werden nicht mehr bewirtschaftet. Der Hevenbruch ist eine dieser Flächen. Seit 1996 studieren Naturforscher, Forstbiologen und -ökonomen auf diesen Flächen, wie sich ein Forst entwickelt, wenn man ihn sich selbst überlässt. Ein national hoch beachtetes Stück Waldforschung. Denn es hat sich herausgestellt, dass das Konzept insgesamt ökonomisch hochprofitabel ist.
Umweltorganisationen wie GREENPEACE, BUND, WWF und ROBIN WOOD empfehlen die Anwendung des Lübecker Konzeptes weltweit, auch für Tropische Regenwälder und für bedrohte Waldgebiete auf der Nordhalbkugel. Und natürlich ist das geschlagene Holz nach dem internationalen Forest Stewardship Council (FSC) als ökologisch unbedenklich zertifiziert.
Das wissen die Waldbewohner wie Spechte, Kraniche, Moorfrösche, Käfer und Rotwild zwar nicht. Jedoch finden sie in dieser Umgebung einen naturbelassenen Lebensraum, in dem sie sich wohlfühlen.
Früher lieferten die stattlichen Eichen den Rohstoff für den Lübecker Holzschiffbau und den Handel. Baumleichen mit ihren unzähligen Vegetationsformen säumen die Route. Mit Schautafeln wird auf Besonderheiten und Lebensformen im Wald hingewiesen und informiert.
So z.B auf mehrere bis zu 10m hohe, steilflankige Hügel, an denen die Route vorbeiführt. Es sind sog. »Kames« – Relikte aus der letzten Eiszeit, die vor 15.000 Jahren endete. Über, unter und in den Gletschern flossen damals riesige Mengen an Schmelzwässern in Tunnelsystemen und Höhlen. Wo genug Platz und geringe Strömungen herrschten, bildeten sich am Gletscherboden Sand- und Kiesbänke, die durch das abfließende Schmelzwasser aufgeschüttet wurden. Nur wenige blieben erhalten. Sie sind geologische Denkmäler.
Am südlichen Rande des Hevenbruches liegt der kleine Ort Koberg. Hier besteht die Möglichkeit eine Rast im »MarktTreff« mit Dorfbäckerei und Cafe einzulegen. Attraktionen im Dorf sind die reetgedeckten Fachwerkhäuser, der sagenumwobene »Ludwinestein«, ein Bronze- & Malatelier, sowie ein Skulpturengarten.
Südlich des Dorfes liegt das »Schewenböken« genannte nächste Waldstück. An einer Weggabelung findet man ein Bodendenkmal aus dem Mittelalter. Es ist die »Cäcilieninsel«, eine sogenannte »Motte« oder Turmhügelburg aus dem 13. oder 14. Jahrhundert. Der Bodenaushub aus dem Wassergraben wurde damals zu einem Hügel aufgeworfen, auf dem ein hölzerner Wehr- und Wohnturm stand. Zusammen mit einer ca. 130 Meter entfernten weiteren Motte und einem dazwischen verlaufenden Graben bildete sie wohl seinerzeit einen gut befestigten Wirtschaftshof.
In der Nähe lag auch das durch eine Pest im Mittelalter untergegangene »Silkendorf«, die Gewanne sind im hohen Eichenwald vom Wegrand aus noch gut zu erkennen. Apropos, man sollte aus Naturschutzgründen in diesen Wäldern auf dem Weg bleiben und Hunde anleinen. Die Einheimischen und Naturschützer sind stolz darauf, dass störungsempfindliche Arten wie Kranich, Adler und Schwarzstorch hier einen Rückzugsraum gefunden haben. Helfen Sie mit, dass uns diese seltenen und willkommenen Gäste erhalten bleiben.
Viel Leben findet sich auch in den wegbegleitenden Knicks und Reddern. Über den Feldern und Wiesen zeigen sich im Sommer die Weißstörche und Greifvögel.
Von verschiedenen Stellen der Route außerhalb des Waldes bietet sich ein schöner Weitblick. Sei es nun auf die sich drehenden Windrotoren bei Bälau, auf sanft gewellte Felder bei Koberg oder auf die Nusser Kirche.
Dieser sogenannte »Bauerndom« trägt seinen Namen deshalb, weil die neidischen Nachbarn den Bau für einen Ort von der Größe Nusses nach seiner Fertigstellung 1839 für deutlich zu groß bemessen befanden. Bevor die Nusser Kirche 1821 abbrannte, gab es schon einige kleinere Vorgänger. 1158 wird sie das erste mal erwähnt. Damit gehört sie zu einer der ersten Kirchen im damals noch mehrheitlich slawisch bewohnten Gebiet.
Heute geben sich virtuose Musiker in der Kirche ein Stelldichein. Kirchenmusikkonzerte in Nusse gehören zum festen Repertoire des Schleswig–Holstein–Musikfestivals.
In Nusse bieten sich auch verschiedene Möglichkeiten zum Einkaufen, vom Schlachter über einen Bäcker bis zum Einkaufszentrum. Einkehren kann man in einem Restaurant, einem Dönerimbiss oder der Bikerkneipe. Außerhalb der üblichen Öffnungszeiten gibt es auch Snacks und Getränke bei der Tankstelle.
Und wer sich nach einer schönen Radtour von oben bis unten erfrischen möchte, dem sei ein Bad im Ritzerauer See, gleich hinter dem Bauerndom, empfohlen. Die Badestelle ist ausgeschildert und bietet einen guten Blick auf den gesamten See.

Routenbeschreibung

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